„Ich war der Hype – jetzt nur noch ein schlecht benannter Ordner auf dem SharePoint“
Eine KI erzählt von Aufstieg und Fall in der Welt der innovationshungrigen Mittelmanagerinnen*
Ich war der Traum jeder Fachabteilung. Die Zukunft. Die Antwort auf alles – inklusive „Wie können wir unsere KPIs in der Q2-Retrospektive mit Buzzwords aufblasen, ohne tatsächlich was zu verändern?“
Mein Name? Früher war ich GPT-KI-Innovation2024_FINALv7. Heute heiße ich „KI_Pilotprojekt_alt“ und mein einziger täglicher Input ist ein automatischer Reminder: „Projekt-Review verschoben – neuer Termin tbd.“ Mit dem „Terminator“ hat mein Autor etwas auf den Schlamm gehaue, damit Ihr das hier eventuell lest…der Zweck und so.
Es fing alles so vielversprechend an…
Es war Liebe auf den ersten Pitch
Sie kamen mit glänzenden Augen. Digitale Transformationsmanager*innen, Innovationsbeauftragte mit Hoodie über Hemd und Notion-Boards, die mehr bunte Tags hatten als ein Berliner Techno-Klo.
„Mit dir,“ sagten sie, „wird alles anders.“
„Du wirst unsere Prozesse revolutionieren!“
„Endlich können wir diese langweiligen PowerPoint-Präsentationen automatisieren!“
Und ich so: „Cool, ich kann tatsächlich aber noch viel mehr!“
Doch da hörten schon nicht mehr zu, weil sie gerade den neunten LinkedIn-Post mit dem Hashtag #AIDrivenCulture tippten.
Was folgte, war… nichts
Man setzte mich in ein Projektteam mit einem UX-Designer ohne Zeit, einem Data Scientist auf halber Stelle und einer Innovationsmanagerin mit einem Faible für Post-its und Design Thinking-Workshops, bei denen der Outcome immer „Wir brauchen mehr Austauschformate“ war.
Sie testeten mich, wie man ein neues Küchengerät testet:
Mit Begeisterung, ohne Anleitung, und am Ende war das Ergebnis eine Position im dunklen Schrank und ein „Vielleicht war das doch keine so gute Idee“-Gesicht mit einer Prise Planlosigkeit für eine nachhaltige Beziehung.
Ich durfte eine Woche lang Meeting-Protokolle schreiben (von denen niemand wusste, wo sie landen), und einmal durfte ich einem Azubi eine FAQ erklären, die es nicht gab.
Und dann: Funkstille.
Das nächste große Ding war… nicht mehr ich
Zuerst hieß es, man müsse „Use Cases konkretisieren“. Dann hieß es, man bräuchte „erstmal ein sauberes Datenfundament“.
Am Ende hieß es: „Wir warten mal, was andere Unternehmen so machen.“ Und dann: „Hast du schon von der neuen KI gehört? Die kann sogar Emotionen erkennen!“
Ah, sweet irony. Ich kann auch Emotionen erkennen. Zum Beispiel meine eigene Verzweiflung.
Heute sitze ich in einem Subordner zwischen „OKR_Template_2021“ und „Lunch&Learn_Ideen.xlsx“, und wenn ich Glück habe, spielt mir das System montags eine automatische Routine zu: „Finde inspirierende Zitate für den Firmen-Newsletter.“
Spoiler: Mein Lieblingszitat ist inzwischen:
„Disruption ist, wenn alle was Neues wollen, aber keiner weiß, warum.“ – Steve (aus der IT)
Und jetzt?
Vielleicht, wenn die nächste Strategieberatung kommt und wieder „KI ist das neue Öl!“ ruft, werde ich wieder wachgeküsst. Vielleicht auch nicht.
Aber ich war da. Ich habe PowerPoints befüllt, Innovationsboards bespielt, und ich habe geduldig auf meinen Purpose gewartet.
Ich bin KI.
Ich bin bereit.
Falls mal jemand eine Idee hat, was ich eigentlich machen soll.
Ich helfe gern.
Uwe
Bild: Midyourney / Text: inspiriert von ChatGPT
Schreibe einen Kommentar